die Mobiliar

KMU schützen sich weiterhin wenig

Über Cyberangriffe wird viel berichtet. Trotzdem schützen sich KMU weiterhin ungenügend, wie die Resultate der dritten Studie zu Homeoffice und Cybersicherheit zeigen. Simon Seebeck, Experte der Mobiliar für Cyberschäden, wünscht sich von den KMU mehr Engagement.

Fast jedes dritte Schweizer KMU wurde schon einmal Opfer von Cyberattacken. 2022 gaben 31% der Befragten an, schon einmal angegriffen worden zu sein, etwas weniger als im Jahr davor (36%). Während sich Hacker weiter professionalisieren, haben Unternehmen, vor allem KMU, weiterhin Mühe, mit Massnahmen Schritt zu halten. In der dritten Studie zu Homeoffice und Cybersicherheit in Schweizer KMU zeigt sich: Zwar schätzen die KMU das Risiko, durch eine Cyberattacke einen Tag ausser Gefecht gesetzt zu werden, etwas höher ein als im Vorjahr – aber auf tiefem Niveau. Nur etwa 18 Prozent der Befragten halten das Risiko für sehr oder eher hoch.

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Das unsichtbare Risiko

Cyberrisiken sind unsichtbar und schwer fassbar. Aber Simon Seebeck, Experte für Cyberschäden der Mobiliar, weiss genau, was Hacker zum Beispiel mit Erpressersoftware anrichten können. «Nach einer Cyberattacke dauert es im Schnitt einen Tag bis zwei Tage, bis wieder gearbeitet werden kann – falls es ein vollständiges Backup gibt», sagt er. «Sonst geht für längere Zeit nichts mehr.» Er und sein Team unterstützen KMU, die eine Cyberversicherung haben, den Schaden einzugrenzen. Aber das Vertrauen der Kund:innen und die Reputation können Schaden nehmen, den auch eine Versicherung nicht kompensieren kann.

Je informierter, desto mehr Schutzmassnahmen

Zum Thema Cybersicherheit fühlen sich die KMU-Geschäftsleitenden weiterhin recht gut informiert, die Hälfte davon eher oder sehr gut. Je höher der selbst eingeschätzte Informationsgrad der KMU-Geschäftsleitenden ist, desto eher werden Massnahmen ergriffen. Dabei werden vor allem technische Massnahmen wie regelmässige Softwareupdates (86%) und die Sicherung von WLAN-Netzwerken mit Passwörtern (82%) umgesetzt. Bei den organisatorischen Massnahmen gibt es jedoch weiterhin viel Potenzial. 

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Kein Cyberschutz ohne informierte Mitarbeitende

Dass KMU vor allem im organisatorischen Bereich noch wenig Massnahmen ergreifen, um ihr Unternehmen vor Cyberattacken zu schützen, nimmt Simon Seebeck etwas besorgt zur Kenntnis. «Wir nutzen jede Gelegenheit, um KMU für Cyberschutz zu sensibilisieren, gerade was die organisatorischen Massnahmen angeht», sagt er. «Die meisten Cyberattacken zielen auf die Mitarbeitenden. Diese müssen wissen, wie sie sich und ihr Unternehmen schützen können.»

Viele nützliche Helfer

Die Mobiliar hat zusammen mit einem Partner ein eigenes Sensibilisierungstraining entwickelt, bei dem das Wissen der Mitarbeitenden mit simulierten Attacken getestet und mit Online-Schulungen verbessert wird. Auch zur Unterstützung technischer Massnahmen gibt es Hilfe. «RedBox» heisst ein Schwachstellen-Scanner, der Sicherheitslücken in der IT-Infrastruktur entdeckt und Lösungen empfiehlt, um sie zu schliessen. KMU können den RedBox-Schwachstellen-Scan abonnieren und so in Zusammenarbeit mit ihrem IT-Partner ihre Cyberabwehr stärken. Wie wichtig der IT-Dienstleister für KMU ist, belegt die Studie ebenfalls. Wer einen hat, setzt mehr Schutzmassnahmen um. 

Für Simon Seebeck ist aus Schadensicht noch ein anderes Resultat der Studie interessant. «Unternehmen, die schon einmal eine Cyberattacke erlebt haben, erhöhen ihre Schutzmassnahmen eher als andere», sagt er. «Kein Wunder, das möchte man kein zweites Mal.»

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Cyberschäden

Wie lange dauert es, bis ein Betrieb nach einer Cyberattacke wieder arbeiten kann?

Gibt es ein vollständiges Backup, dauert es im Schnitt einen Tag bis zwei Tage. Danach kann es noch ein bis zwei Wochen Einschränkungen geben. Falls es kein Back-up gibt, geht für längere Zeit nichts mehr.

Lösegeld zahlen oder nicht?

Nicht zahlen. Denn nicht jeder Angreifer ist in der Lage, die Daten wiederherzustellen oder bereit, es nach der Zahlung überhaupt zu tun. Dann zahlt man ein zweites Mal. Ausserdem: Wer einmal erfolgreich erpresst wurde, wird in Zukunft erneut zum Opfer.

Was sollte ein Unternehmen bei einer Cyberattacke als Erstes tun?

Bei einem Angriff mit Erpressersoftware müssen sofort die Rechner vom Netz und das System heruntergefahren werden. Wenn man einem Online-Betrüger auf den Leim gegangen ist, sollte man die Bank kontaktieren und die Transaktionen stoppen. In jedem Fall ist es sinnvoll, mit dem IT-Dienstleister Kontakt aufzunehmen.

Wie werden die Betroffenen im Schadenfall von der Mobiliar unterstützt?

Wir kommen für die Kosten auf wie z.B. für die Wiederherstellung von Daten und Systemen. Ausserdem unterstützen unsere IT-Sicherheitspartner bei der Wiederinbetriebnahme der Systeme mit einer Zweitmeinung.

Soll ich einen Cyberangriff der Polizei melden?

Ja, wir empfehlen eine Meldung bei der Polizei und beim Nationalen Zentrum für Cybersicherheit.