Prix Mobilière 2021
Der älteste Förderpreis für junge Kunst einer Versicherung in der Schweiz wird seit 1996 jährlich an eine junge Künstlerin oder einen jungen Künstler vergeben. Der Preis ist mit 30 000 Franken dotiert und mit einem optionalen Werkankauf für die firmeneigene Kunstsammlung verbunden.
Gewinnerin des Prix Mobilière 2021
Miriam Laura Leonardi, * 1985 in Lörrach, lebt und arbeitet in Zürich
Miriam Laura Leonardi, die in Paris Fotografie studiert und ihr Kunststudium an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen hat, arbeitet mit verschiedenen Medien, von der Fotografie über die Skulptur bis hin zu Video und Performance. Man könnte ihre Werke als Gedanken-Assemblagen beschreiben, als kluge Konstruktionen, die literarische, kunsthistorische und filmische Bezugspunkte aufgreifen, um sie aus einer kritisch-feministischen Perspektive humorvoll zu kommentieren. Seit 2017 lehrt Leonardi an der École cantonale d’art de Lausanne.
Rückblick auf die Vernissage Kunst & Nachhaltigkeit Vol. 14: 25 Jahre Prix Mobilière
Auswahlverfahren
Sieben namhafte Schweizer Kunstfachpersonen haben jeweils eine Künstlerin oder einen Künstler vorgeschlagen. Alle Nominierten werden an der artgenève in einer grosszügigen Gruppenausstellung gezeigt; die Durchführung der Messe ist jedoch noch ungewiss. Eine Fachjury wählt im Juni 2021 unter den Nominierten die Preisträgerin oder den Preisträger aus. Die Gewinnerin oder der Gewinner wird im Rahmen der Ausstellung «Kunst & Nachhaltigkeit Vol. 14 – Prix Mobilière» am Direktionsstandort in Bern präsentiert.
Das diesjährige Nominierungskomitee
- Gianni Jetzer, «curator-at-large» am Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, D.C
- Judith Welter, Leiterin MA Fine Arts, ZHdK, Zürich
- Mareike Dittmer, Director of Public Engagement TBA21–Academy, Zürich
- Marc-Olivier Wahler, Direktor Musée d'art et d'histoire, Genf
- Bernadette Walter, Direktorin und Kuratorin Kunst / Sammlung Robert, Neues Museum Biel, Biel
- Una Szeemann, Künstlerin, Zürich
- San Keller, Künstler, Zürich
Nominiert für den Prix Mobilière 2021
Mitchell Anderson, *1985 in Chicago, lebt und arbeitet in Walchwil und Zürich
Mitchell Anderson ist ein kritischer Beobachter der Kunstwelt, an der er selbst als Künstler teilhat: Geistreich und humorvoll reflektiert er in seinen multimedialen Arbeiten u. a. die Bedingungen der Kunstproduktion und des Kunstmarktes. Zu sehen waren sie beispielsweise schon im Kunsthaus Zürich (2020) und in der Fri Art Kunsthalle Fribourg (2017). Seit 2008 in der Schweiz, gründete Anderson 2014 den Zürcher Kunstraum Plymouth Rock. Zudem schreibt er regelmässig für renommierte internationale Kunstmagazine.
Lea Fröhlicher, *1986 in Bern, lebt und arbeitet in Solothurn
In Videos und ortsspezifischen Installationen spürt Lea Fröhlicher kollektive Erinnerungen und Geschichten auf, sie konserviert (vergessene) soziale Gepflogenheiten und menschliche Fertigkeiten. So rief sie in Stube (2020), einer künstlerischen Intervention in Solothurn, die Bedeutung von Brunnen als soziale Begegnungsorte ins Gedächtnis. Ihre Projekte beruhen vielfach auf der Partizipation von Menschen, die einen Ort geprägt haben oder ihn auf besondere Weise kennen. 2014 erhielt Fröhlicher den Förderpreis Bildende Kunst des Kantons Solothurn.
Marie Matusz, *1994 in Toulouse, lebt und arbeitet in Basel und Zürich
Marie Matusz arbeitet mit Sprache und Form – mit der Überführung von Ideen ins Räumliche und mit der Formulierung von Raum. Gedanken werden zum bildhauerischen Material, und sind sie einmal umgesetzt, sagen Matusz’ Installationen und Interventionen dank ihrer sinnlichen Wirkung mehr als ein Wort oder Text. Sie werfen aber auch Fragen auf, sind nie Illustration, sondern stets eigenständige, teils klanglich unterlegte Setzungen. Ihre Werke konnte die Künstlerin u. a. schon im Kunst Raum Riehen (2020) und im Aargauer Kunsthaus (2019) ausstellen.
Val Minnig, *1991 in Chur, lebt und arbeitet in Zürich
Die künstlerische Praxis von Val Minnig erkundet die ambivalenten Beziehungen zwischen Natur und Technologie, Landschaft und Zivilisation oder Mensch und Tier. Minnig arbeitet mit einfachen, oft gefundenen oder gebrauchten industriellen oder landwirtschaftlichen Materialien wie Schutznetzen, Zaundraht oder Holzlatten und kreiert daraus raumgreifende Installationen, die Machtverhältnisse, Klischees und Mechanismen der Ausgrenzung sichtbar machen. Und ganz beiläufig spielen sie mit der Frage, wie aus Material (für kurze Zeit) eine Skulptur wird.
Ser Serpas, *1995 in Los Angeles, lebt und arbeitet in Genf und New York
Das Material für ihre kraftvollen, mitunter brachialen Assemblagen findet Ser Serpas auf der Straße. Sie verbaut ausrangiertes Mobiliar wie Tische und Bettgestelle oder Baumaterial wie Dämmmatten und Eisengitter zu skulpturalen Installationen, die nicht zuletzt etwas über den Ort erzählen, an dem sie aufgelesen wurden. Serpas, die auch Gedichte verfasst und malt, hat an der Columbia University studiert und bereits in mehreren namhaften Institutionen ausgestellt, darunter das Swiss Institute, New York (2018), und das Hammer Museum, Los Angeles (2020).
Juliette Uzor, *1992 in St. Gallen, lebt und arbeitet in Zürich
Juliette Uzor hat Kunst und Vermittlung in Bern und Zürich sowie Contemporary Dance in Lausanne studiert. Als Tänzerin, Choreografin und Performerin erkundet und visualisiert sie in der Bewegung und Aktion, was um sie herum geschieht: welche Emotionen und Kräfte wirken, in welchem Verhältnis die Dinge zueinander und zum Individuum stehen – und wie sie sich womöglich in ein neues Verhältnis setzen lassen. Das physische Erleben wird zu einem Ausdruck der Teilhabe. Ihre Arbeiten kamen bereits in vielen renommierten Häusern wie dem Kunsthaus Zürich zur Aufführung.