Ein Mann steht hinter einer Frau und zieht ihr eine Perlenkette an. Symbolbild für den Ratgeber Güterstände.

Güterstand

Die drei Güterstände in der Schweiz

Finden Sie heraus, wie das Güterrecht Ihre Finanzen in den drei Güterständen während der Ehe beeinflusst. Welche Ansprüche gibt es bei Scheidung oder Tod, und wie wirkt sich das auf Schulden aus? Lesen Sie hier, was das für Sie und Ihren Ehepartner oder Ihre Ehepartnerin bedeutet.

  • Lesezeit: 6 Minuten
  • Letztes Update: Mai 2025

Güterstand in der Ehe

Für eine klare rechtliche Regelung müssen sich Ehepartner für einen gesetzlich vorgesehenen Güterstand entscheiden.

Es sind folgende Güterstände zu unterscheiden:

  • Errungenschaftsbeteiligung
  • Gütergemeinschaft
  • Gütertrennung

Egal welchen Güterstand Sie wählen, verheiratete und eingetragene Paare werden gemeinsam besteuert und müssen eine gemeinsame Steuererklärung abgeben.

Beim Tod eines Ehepartners oder einer Ehepartnerin kommt das Güterrecht vor dem Erbrecht zum Zug. In der Schweiz bestimmt der gewählte Güterstand, welcher Teil des Vermögens beim Tod eines Ehepartners in den Nachlass fällt und unter den Erben aufgeteilt wird. Auch bei einer Scheidung legt der Güterstand fest, wem welches Vermögen gehört.

Güterstand ohne Ehevertrag

Schliessen die Eheleute keinen Ehevertrag, gilt automatisch die Errungenschaftsbeteiligung als Güterstand.

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Bedeutung Güterstand: Errungenschaftsbeteiligung

Bei der Errungenschaftsbeteiligung bleibt jede:r Ehepartner:in Eigentümer:in des Vermögens, das sie oder er vor der Ehe besass, insbesondere, was sie oder er während der Ehe geschenkt bekommt oder erbt (das sogenannte Eigengut).

Die während der Ehe erworbenen Ersparnisse, wie Einkommen oder Zinsen (die sogenannte Errungenschaft), verwaltet die / der Ehepartner:in separat.

Bei einer Scheidung, Trennung, im Todesfall oder bei einem Wechsel des Güterstandes wird die Errungenschaft zwischen den Ehepartnern zu gleichen Teilen aufgeteilt (Auflösung des Güterstandes).

Eigengut

Als Eigengut eines Ehepartners zählen Gegenstände für den persönlichen Gebrauch, wie Kleider, Schmuck oder Hobbygegenstände, sowie Vermögenswerte, die in die Ehe eingebracht wurden bzw. bereits vor der Ehe vorhanden waren. Auch während der Ehe erworbene Schenkungen, Erbschaften und Erbvorbezüge gehören dazu. Werden diese Vermögenswerte verkauft, wird der Erlös ebenfalls zum Eigengut.

Errungenschaft

Die Errungenschaft umfasst insbesondere den Arbeitserwerb jedes Ehepartners sowie Leistungen von Personal- und Sozialfürsorgeeinrichtungen und Sozialversicherungen wie AHV, IV, UV, ALV und Pensionen. Auch Erträge aus dem Eigengut und Ersatzanschaffungen für Errungenschaft zählen dazu.

Tod des Ehepartners: Wie sieht die Regelung der Erbschaft bei der Errungenschaftsbeteiligung aus?

Wenn ein:e Ehepartner:in stirbt, erhält der / die überlebende Partner/in dank der Errungenschaftsbeteiligung die Hälfte des gemeinsam erworbenen Vermögens (Errungenschaft). Die andere Hälfte sowie das persönliche Vermögen des Verstorbenen gehen in den Nachlass.

Scheidung: Wie wird das Vermögen bei der Errungenschaftsbeteiligung aufgeteilt?

Lässt sich ein Ehepaar bei einer Errungenschaftsbeteiligung scheiden, werden die Errungenschaften, die während der Ehe erwirtschaftet wurden, addiert und hälftig aufgeteilt.

Mehr zur Scheidung

Vorteile und Nachteile der Errungenschaftsbeteiligung auf einen Blick

Vorteile: Bei Auflösung der Ehe bzw. des Güterstandes teilen sich beide Ehegatt:innen die während der Ehe gemeinsam erwirtschafteten Werte jeweils zur Hälfte. Das bedeutet, dass der wirtschaftlich schwächere Ehegatte auch von den Errungenschaften des anderen profitiert. Dies kann insbesondere dann von Vorteil sein, wenn einer der Partner weniger verdient oder weniger Vermögen aufgebaut hat. Es gibt jedoch auch eine Kehrseite: Zu den Schulden eines Ehegatten können auch solche Verbindlichkeiten gehören, die er nicht selbst eingegangen ist. Das passiert, wenn der andere Ehegatte im Interesse der Ehe oder Familie etwas gekauft hat, wie zum Beispiel ein teures Sofa für die Familie, und dabei nur er den Vertrag unterschrieben hat. Obwohl beide Ehegatten untereinander nur für ihre eigenen Schulden haften, kann ein Gläubiger trotzdem beide Ehegatten als gemeinsam haftende Schuldner in Anspruch nehmen. Das bedeutet, dass beide für die Rückzahlung verantwortlich gemacht werden können.

Nachteile: Bei Scheidung oder Tod wird nur die gemeinsame Errungenschaft aufgeteilt, nicht jedoch das individuelle Vermögen; der überlebende Partner erhält weniger als bei einer Gütergemeinschaft.

Bedeutung Güterstand: Gütergemeinschaft

Bei der Gütergemeinschaft stellt das ganze Vermögen das Gesamtgut dar, das beiden Ehepartnern je zur Hälfte gehört. Ausgenommen sind Gegenstände des persönlichen Gebrauchs sowie Genugtuungsansprüche. Hierbei handelt es sich von Gesetzes wegen um Eigengut.

Wenn Eheleute ihr Vermögen zusammenlegen, müssen sie einen Ehevertrag abschliessen.

Bei der Wahl der Gütergemeinschaft müssen sie auch einen Ehevertrag in Form einer öffentlichen Urkunde unterzeichnen, die von einem Notar erstellt wird.

Das Vermögen wird durch die Ehepartner gemeinsam verwaltet.

Tod des Ehepartners: Wie sieht die Regelung der Erbschaft bei der Gütergemeinschaft aus?

Hinterlässt der verstorbene Ehepartner, die verstorbene Ehepartnerin kein Testament, und wurden keine erbvertraglichen Regelungen getroffen zwischen den Ehegatten, entscheidet die gesetzliche Erbfolge, wie der Nachlass verteilt wird.

Der Ehepartner, die Ehepartnerin erbt bei einer Gütergemeinschaft, vorausgesetzt es besteht keine anderslautende erbrechtliche Verfügung oder anderslautende Vereinbarung durch Ehevertrag, zum einen 50% des Gesamtgutes.

Zusätzlich zu den bereits erhaltenen 50% des Nachlasses bekommt der überlebende Ehegatte, die überlebende Ehegattin oder eingetragene:r Partner:in:

  • 50% der verbleibenden Hälfte, wenn Nachkommen erben
  • 75%, wenn die Eltern erben
  • 100%, wenn die Grosseltern erben

Scheidung: Wie wird das Vermögen bei einer Gütergemeinschaft aufgeteilt?

Bei einer Scheidung wird das gesamte Vermögen, einschliesslich des vorehelichen Vermögens, hälftig aufgeteilt. Dieser Güterstand muss wie erwähnt in einem Ehevertrag vereinbart werden. Es ist jedoch möglich, bestimmte Gegenstände oder Eigentum vertraglich von der Gütergemeinschaft auszuschliessen.

Mehr zur Scheidung

Vorteile und Nachteile der Gütergemeinschaft auf einen Blick

Vorteile: Beide profitieren gleichermassen von den gemeinsamen Errungenschaften und dem gemeinsamen Vermögen.

Nachteile: Beide Partner:innen haften solidarisch für sämtliche Schulden. Im Falle einer Scheidung oder beim Tod werden auch persönliche Vermögenswerte des einen Partners mit dem anderen geteilt.

Bedeutung Güterstand Gütertrennung

Wenn Eheleute ihre Vermögen getrennt halten möchten, müssen sie einen Ehevertrag abschliessen.

Bei der Wahl der Gütertrennung müssen sie dies in Form einer öffentlichen Urkunde unterzeichnen, die von einem Notar erstellt wird

Scheidung: Wie wird das Vermögen bei einer Gütertrennung aufgeteilt?

In diesem Fall bleiben die Vermögen getrennt, und im Falle einer Scheidung gibt es nichts zu verteilen.

Mehr zur Scheidung

Tod des Ehepartners: Wie sieht die Regelung der Erbschaft bei der Gütertrennung aus?

Nehmen wir als Beispiel ein Ehepaar mit zwei gemeinsamen Nachkommen. Der überlebende Ehepartner, die überlebende Ehepartnerin erhält aus güterrechtlicher Sicht nichts, ist jedoch erbrechtlich zu 50 % am Nachlass beteiligt. Bei zwei Kindern würde dies beispielsweise bedeuten, dass jedes Kind 25 % des Nachlasses erhält.

Sowohl im Scheidungsfall als auch im Todesfall kann der Ehepartner somit im Vergleich zur Errungenschaftsbeteiligung finanziell schlechter gestellt sein

Vorteile und Nachteile der Gütertrennung auf einen Blick

Vorteile: Bei der Gütertrennung bleibt das Vermögen jedes Ehepartners vollständig getrennt, jede:r haftet nur für ihre und seine eigenen Schulden. Dies schafft klare Verhältnisse und schützt persönliches Vermögen im Scheidungsfall.

Nachteile: Es gibt keine gemeinsame Teilhabe an Vermögenszuwachs, was die finanzielle Absicherung des weniger verdienenden Partners beeinträchtigen kann. Stirbt der Ehegatte bzw. die Ehegattin, erhält der oder die überlebende Ehepartner:in aus güterrechtlicher Sicht nichts. Er oder sie ist jedoch erbrechtlich zu mindestens 50% am Nachlass beteiligt.

Hafte ich für die Schulden meines Ehepartners?

In der Schweiz haftet der Ehepartner nicht automatisch für die Schulden des anderen. Die Haftung hängt vom Güterstand ab:

1. Errungenschaftsbeteiligung:
Jede:r Ehepartner:in haftet nur für seine respektive ihre eigenen Schulden. Schulden, die während der Ehe gemacht wurden, betreffen nur den / die jeweilige:n Partner:in. Bei Scheidung oder Tod werden nur die gemeinsamen Errungenschaften geteilt. Dies gilt für Schulden, die nicht im Interesse der ehelichen Gemeinschaft oder für den gemeinsamen Haushalt entstanden sind.

Für die Kosten des gemeinsamen Haushalts haften die Ehegatt:innen unabhängig vom Güterstand solidarisch.

2. Gütergemeinschaft:  
Hier haftet jeder Ehepartner solidarisch für alle Schulden, da Vermögen und Schulden gemeinsam betrachtet werden. Dies kann besonders problematisch sein, wenn einer der Ehepartner:innen eine Personengesellschaft besitzt und dafür persönlich haftet.

3. Gütertrennung:  
Bei Gütertrennung bleiben Vermögen und Schulden jedes Ehepartners, jeder Ehepartnerin getrennt. Jede:r haftet nur für ihre respektive seine eigenen Schulden.

Fragen & Antworten

Fragen und Antworten zum Thema Güterstand in der Schweiz.

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Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass dieser Inhalt und die zur Verfügung gestellten Unterlagen als allgemeine Rechtsauskunft zu werten sind. Sie ersetzen keine Rechtsberatung im Einzelfall. Die Mobiliar und die Protekta lehnen jegliche Haftung im Zusammenhang mit dem Inhalt dieses Beitrags ab.