Hochwasserschutz im Klimawandel

Andreas Zischg, Co-Leiter des Mobiliar Lab für Naturrisiken, sitzt auf einem Stein am Aareufer in Bern.
Im Gespräch mit Andreas Zischg

Klimawandel und Naturgefahren stellen den Hochwasserschutz in der Schweiz vor neue Herausforderungen. Professor Andreas Zischg, Co-Leiter des Mobiliar Lab für Naturrisiken, erklärt im Video, weshalb Prävention wirkt – und warum wir Naturgefahren künftig neu denken müssen.

Die wichtigsten Aussagen aus dem Video

Natur zwischen Erholung und Gefahr

Die Natur hat zwei Seiten. Am Wasser zu sein bedeutet Lebensqualität: Kühlung im Sommer, Erholung und Energiegewinnung. Gleichzeitig muss man damit rechnen, dass es ab und zu auch gefährlich wird. Diese Spannung zwischen Schönheit und Risiko prägt den Blick auf Naturgefahren.

Was die Forschung heute weiss: Risiko ist lokal

Zehn Jahre Forschung am Mobiliar Lab haben gezeigt, wie wichtig gutes Risikomanagement ist. Eine Massnahme, die in einer Gemeinde funktioniert, kann in einer anderen wirkungslos sein. Deshalb braucht es ortsspezifische Lösungen – und eine Diskussion mit der Bevölkerung darüber, welches Risiko akzeptiert wird.

Klimawandel verschärft die Hochwassergefahr

Je wärmer die Luft wird, desto mehr Wasser kann sie speichern. Fällt der Regen, geschieht das intensiver und in kürzerer Zeit. Das zeigen Messungen in der Schweiz schon heute. Damit steigen Häufigkeit und Wucht von Hochwasserereignissen. Unsere Gesellschaft hat gelernt, mit dieser Gefahr zu leben. Doch wir sind an einer Grenze: Schon kleine Veränderungen können grosse Folgen haben. Zehn Prozent mehr Wasser bedeuten nicht zehn Prozent mehr Schaden – im Extremfall kann es sehr viel mehr sein.

Prävention wirkt – Schutz vorausschauend planen

Seit dem Hochwasser 2005 wurden Milliarden in den Hochwasserschutz investiert. Viele Schäden konnten dadurch verhindert werden – auch wenn man sie nicht sieht, weil nichts passiert ist. Gleichzeitig gilt: Schutzbauten haben eine Lebensdauer von rund 80 Jahren. Wer nur die Probleme von heute löst, schafft leicht die Probleme von morgen. Deshalb braucht es integrale Ansätze mit Gewässerschutz, Objektschutz und Korridoren für schadloses Ableiten des Wassers – und genug Raum für künftige Anpassungen.

Frühwarnung, Raumplanung und Restrisiko

Die Frühwarnsysteme sind heute sehr gut. Entscheidend ist jedoch, ihre Prognosen so zu übersetzen, dass Gemeinden und Einsatzkräfte wissen, was sie konkret bedeuten. Impact-Based Warnings können helfen, rechtzeitig zu handeln. Gleichzeitig bleibt die Raumplanung zentral: Gefahrenkarten von heute prägen das Dorfbild von morgen. Weil sich die Zonen mit dem Klimawandel vergrössern, braucht es flexible Lösungen. Ein Restrisiko wird jedoch immer bleiben – und jede Gemeinde muss im Dialog ihren eigenen Weg finden, wie viel Risiko sie zu tragen bereit ist.