Die Optingenstrasse heute (l.) und ab Frühling 2026: Visualisierung der geplanten Schwammstadt-Elemente (r.).

Schwamm drunter

Die Stadt der Zukunft speichert Regenwasser wie ein Schwamm. Das reduziert das Überschwemmungsrisiko, verbessert das Mikroklima und wertet Lebensräume auf. Deshalb unterstützt die Mobiliar diverse Schwammstadt-Projekte.

Über 160 Präventionsprojekte in der ganzen Schweiz hat die Mobiliar seit 2006 mitfinanziert und dafür rund 43 Millionen Franken bereitgestellt. Sie hat so mitgeholfen, die Gefährdung durch Überschwemmungen, Murgänge oder Lawinen zu

verringern. Jetzt geht die Mobiliar einen Schritt weiter: von der Prävention zur Resilienz. Sie hilft, Schwammstädte zu bauen.

Schwammstädte? Ja, das Bild vom Schwamm passt sehr gut. Asphaltböden in dicht besiedelten Gebieten werden entsiegelt. Dadurch fliesst weniger Regenwasser oberflächlich ab, sondern versickert oder wird in Rückhaltebecken zwischengespeichert.

Mit gezielten baulichen Massnahmen und dem Pflanzen von Bäumen und Sträuchern nimmt der Boden das Wasser auf. Er speichert es wie ein Schwamm. Während Hitzeperioden wird das Wasser von den Pflanzen genutzt oder verdunstet. «So entsteht eine natürliche Klimaanlage», sagt Simon Schudel, Fachspezialist für Geoanalyse und Naturrisiken bei der Mobiliar.

Das Konzept der Schwammstadt bringt mehrfachen Nutzen – ökologisch, sozial und ökonomisch:

  • Verbesserung von Mikroklima und Wasserhaushalt (Hitzeminderung)
  • Mehr Biodiversität
  • Aufwertung des öffentlichen Raums, mehr Lebensqualität
  • Entlastung des Kanalisationssystems
  • Weniger Schäden durch Oberflächenabfluss
     

Schadenzahlen der Mobiliar zeigen, dass in der Schweiz bis zu zwei Drittel aller Überschwemmungsschäden auf Oberflächenabfluss zurückzuführen sind. Laut einer Studie des Mobiliar Lab für Naturrisiken an der Universität Bern sind 62 Prozent der Gebäude in der Schweiz durch Oberflächenabfluss gefährdet. Mit ihrem Schwammstadt-Engagement leistet die Mobiliar einen Beitrag, um Schäden zu minimieren und gleichzeitig die Folgen des Klimawandels abzufedern.

Die Mobiliar stelle sich den Herausforderungen des Klimawandels verantwortungsvoll, sagt Belinda Walther Weger, Leiterin Public Affairs & Nachhaltigkeit: «Unser Umgang mit Naturgefahren beschränkt sich nicht auf das Bezahlen von Schäden – wir engagieren uns auch in der Prävention und Resilienz.» Denn Schwammstadt-Projekte gingen über die reine Gefahrenabwehr hinaus: «Sie tragen dazu bei, dass die Lebensqualität in dicht besiedelten Gebieten hoch bleibt.»

Von Lausanne bis St. Gallen – oder mobil

Diese Schwammstadt-Projekte unterstützt die Mobiliar finanziell. Weitere folgen.

Bern

Die Optingenstrasse heute (l.) und ab Frühling 2026: Visualisierung der geplanten Schwammstadt-Elemente (r.).

Die Optingenstrasse heute (l.) und ab Frühling 2026: Visualisierung der geplanten Schwammstadt-Elemente (r.).

Im Breitenrainquartier in der Stadt Bern ist es gemäss Klimamessungen der Universität Bern überdurchschnittlich heiss. Weil Energie Wasser Bern (ewb) an der Optingenstrasse aktuell Werkleitungen saniert und zu diesem Zweck die Strasse aufbricht, bietet sich der Stadt die Chance, gleich auch Massnahmen zur Hitzeminderung umzusetzen. Zudem soll die Strasse, die heute vollständig versiegelt ist, aufgewertet werden, damit sie von den Quartierbewohnenden besser genutzt werden kann. Konkret werden rund 20 Bäume gepflanzt, grosse Teile des Asphalts durch Mergel und Grünflächen ersetzt sowie Sitzgelegenheiten installiert.

Die Kosten für die Umsetzung dieser Massnahmen belaufen sich auf 1,3 Millionen Franken. Davon übernimmt die Mobiliar 450 000 Franken. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich im Frühling 2026 abgeschlossen sein.

St. Gallen

St. Gallen will zur Schwammstadt werden. Als erste Stadt der Schweiz hat sie einen Schwammstadt-Fonds eingeführt, der private Projekte fördert. Die Stadt hat auch bereits eigene Projekte umgesetzt. So dient ein ehemaliger Kinosaal im «Rex» seit Mitte November 2023 als Regen-Rückhaltebecken.

Die nächsten Massnahmen realisiert St. Gallen im Kantipark und beim Marktplatz: Im Kantipark wird das ehemalige Pumpwerk der Wasserversorgung umgenutzt und ein Teil des Parks nach Schwammstadt-Kriterien umgestaltet. Konkret soll das Regenwasser in einem Rückhaltebecken gesammelt und von dort in eine natürliche Mulde im Park gepumpt werden. Diese ist bepflanzt. Dort kann das Wasser verdunsten und versickern.

Am Marktplatz soll ein Rückhalte- und Speicherbecken entstehen, dessen Regenwasser für die Bewässerung der Pflanzen und die Nassreinigung genutzt werden kann.

Insgesamt kosten diese zwei Projekte 1,6 Millionen Franken. Daran und an Sensibilisierungsmassnahmen beteiligt sich die Mobiliar mit 500 000 Franken.

Nationale Infoplattform

Der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) erarbeitet mit seiner strategischen Initiative «Schwammstadt» konkrete Hilfestellungen und Standards und unterstützt die Gemeinden und Städte bei der klimaangepassten Ausgestaltung der Zukunft. Finanziell unterstützt von der Mobiliar, wollen der VSA und ein interdisziplinäres Team von Projektpartnern sensibilisieren, informieren, Werkzeuge entwickeln und so Umsetzungen von Schwammstadt-Projekten erleichtern. sponge-city.info

Lausanne

Im Vallée de la jeunesse entsteht im Sommer 2024 eine Muster-Schwammstadt.

Im Vallée de la jeunesse entsteht im Sommer 2024 eine Muster-Schwammstadt.

Winterthur

In Winterthur sind mehrere Schwammstadt-Pilotprojekte in Planung. Und bei laufenden Planungen wird versucht, Schwammstadt-Elemente einzubauen. Die Mobiliar unterstützt einzelne dieser Projekte sowie Sensibilisierungsmassnahmen mit einem Beitrag von insgesamt 350 000 Franken. Konkret geht es um drei Projekte:

  • Schulhaus Altstadt: Nutzung des Regenwassers von Dach und Ballspielpark zur Bewässerung von Park- und Grünflächen sowie Bäumen.
  • Im Rahmen der Strassenraumgestaltung Untere Vogelsangstrasse / Salzhaus: Entsiegelung und Begrünung der Vorflächen und Pflanzung einer neuen Baumreihe.
  • Einrichten eines eigenständig begehbaren Schwammstadt-Rundgangs.

Pocket-Schwammstadt

Grafik erklärt Schwammstadt-Modell

Die Stadt Bern, die Hunziker Betatech AG und die Mobiliar haben gemeinsam ein einfaches Schwammstadt-Modell in der Grösse eines Tischtennistischs entwickelt. Dieses zeigt auf kleinem Raum das Wirkungsgefüge von Regenwasserbewirtschaftung, Beschattung und Kühlung durch Pflanzen sowie Artenvielfalt auf. Die ersten Pocket-Schwammstädte stehen in Bern und Winterthur, weitere folgen in Basel, Bülach und Chur.

Das Modell kann von Interessierten – etwa Gemeinden, Ausstellungen oder Schulen – kopiert, im öffentlichen Raum aufgestellt und für ein breites Publikum zugänglich gemacht werden. Es erklärt das Prinzip der Schwammstadt einfach und nachvollziehbar und soll Ansporn sein, weitere Schwammstadt-Massnahmen in Städten, Gemeinden, Gebäuden, Grünanlagen oder auch Privatgärten umzusetzen.

Schaffhausen

Die Klimastrategie der Stadt Schaffhausen sieht auch Schwammstadt-Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel vor. Dabei geht es darum, das Wasser im natürlichen Kreislauf zu belassen und gezielt zur Bewässerung und Kühlung zu verwenden. Wie, zeigt sich bei der laufenden Erweiterung und Sanierung des Schulhauses «Kreuzgut». Die Asphaltflächen werden dort zugunsten einer besseren Versickerung des Regenwassers mithilfe von Bauminseln und Feuchtbiotopen reduziert. Das Regenwasser von den Dächern wird gesammelt, um es versickern zu lassen oder den Pflanzen zuzuführen. Die verstärkte Begrünung verbessert den Wasserkreislauf und mindert die Hitze auf dem Schulhauscampus. So entsteht bis im Frühjahr 2025 in attraktiver Erlebnisraum für die Schüler:innen, die Lehrerschaft und die Quartierbevölkerung. 

An diesen Schwammstadt-Massnahmen (inkl. Monitoring) von insgesamt 240 000 Franken beteiligt sich die Mobiliar mit 110 000 Franken.