Altes Dokument zur Geschichte der Mobiliar

1826 - 1899

1826 wird die «Schweizerische Gesellschaft zur gegenseitigen Versicherung des Mobiliars gegen Brandschaden» gegründet – als Genossenschaft.

Der Gedanke, Risiken gemeinsam zu tragen, scheint uralt zu sein: Aus Babylonien sind versicherungsähnliche Absprachen bekannt, mit denen vor über 3000 Jahren Verluste von Gütern infolge Überfällen auf Karawanen durch die Teilnehmer gemeinsam getragen wurden. Als älteste «Branche» gilt die Transportversicherung: Die erste Police im heutigen Sinn wird 1347 in Genua für eine Seeversicherung abgeschlossen.

Stadtbrände gehören in früheren Zeiten zu den Risiken des Lebens, wie Pest und andere Seuchen, Überfälle und Kriege. Die Geschädigten können meist auf die Hilfe umliegender Städte und Dörfer zählen – durch das Erbringen von Arbeitsleistungen und Fuhren oder das Spenden von Lebensmitteln, Baumaterialien, Heu oder Stroh. Eigentliche Versicherungen existieren jedoch noch nicht.

Erst im 18. Jahrhundert entstehen im Ausland öffentlich-rechtliche Brandkassen – in unserem Land gründet der Kanton Aargau 1806 die erste Gebäudeversicherung, bald folgen Bern, Thurgau und andere Kantone.

Damit besteht jedoch noch keine Versicherung für die bewegliche Habe.

Die Mobiliar schliesst diese Lücke: 1825 wird in Murten der Vorläufer der Schweizerischen Mobiliar, die «Schweizerische Mobiliar-Assekuranzkasse» gegründet. Die Statuten muten heute etwas ungewöhnlich an: So können beispielsweise die Prämien in Naturalien bezahlt werden, etwa in Form von Gemüse, Eiern, Schinken usw.

Im Februar 1826 wird die Gesellschaft nach Bern verlegt und in aller Form unter dem Namen «Schweizerische Gesellschaft zur gegenseitigen Versicherung des Mobiliars gegen Brandschaden» neu gegründet – und zwar als Genossenschaft.

Einer der Mitbegründer und erster Präsident ist Karl Anton von Lerber von Arnex, späterer Schultheiss der Republik Bern. Innert weniger Jahre ist die Mobiliar praktisch in der ganzen Schweiz durch lokale Agenten vertreten.

Die Gesellschaft arbeitet anfänglich nach dem reinen Umlageverfahren: Mit den im Laufe des Jahres eingegangenen Prämien werden Ende Jahr die Schäden gedeckt. Übersteigen diese die Summe der eingezogenen Prämien, werden die Versicherten «nachschusspflichtig» – was zu Beginn auch immer wieder vorkommt.

Der Brand von Glarus 1861 ist für die Mobiliar ein einschneidendes Ereignis: Als einzige Versicherungsgesellschaft leistet sie die für die damalige Zeit astronomische Summe von einer Million Franken an Schadenzahlungen – ein Viertel der ganzen Fahrhabeverluste!

Rund 1,5 Millionen Franken werden aus «Hülfsgeldern» vergütet – 30 Prozent bleiben ungedeckt. Der Brand bringt die Gesellschaft an den Rand des Ruins, und sie muss in der Folge beim Kanton Bern ein Darlehen von 300'000 Franken aufnehmen.

Immerhin unterstreicht diese Katastrophe die Bedeutung der Mobiliarversicherung: Kurz darauf werden die Helvetia (1862) und die Basler (1863) gegründet, etwas später die Zürich (1872) und die Winterthur (1875).

1865 schliesst die Mobiliar den ersten Rückversicherungsvertrag mit der 1863 gegründeten Schweizer Rück ab.

Die «Centralverwaltung» der Mobiliar ist zu Beginn an wechselnden Standorten in der Berner Altstadt untergebracht. 1898 kann an der Schwanengasse das erste eigene Direktionsgebäude bezogen werden.