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Wie sich Krisen mit Qualität meistern lassen (3/2024)

Die Mobiliar investiert nach dem Grundsatz «Sicherheit vor Rendite». Dabei setzt sie auf Qualität. Doch was bedeutet das konkret? Das Mobiliar Asset Management erklärts.  

Der Anlageansatz der Mobiliar «Sicherheit vor Rendite» lässt sich treffend mit den Worten des bekannten amerikanischen Investors Paul Tudor Jones verdeutlichen: «Konzentrieren Sie sich nicht darauf, Geld zu verdienen, sondern darauf, das zu schützen, was Sie haben.» 

Unser Ziel ist es, signifikante Verluste zu minimieren. Damit sind nicht nur Rendite-Schwankungen im Portfolio gemeint – schliesslich schwanken auch unsere Portfolios, wenn auch im Schnitt weniger als der Markt. Gemeint sind auch Verluste, die etwa durch Unternehmens- oder Staatsbankrotte entstehen können. Darum setzen wir auf Qualitätsunternehmen, Schuldner von hoher Qualität und Qualitätswährungen wie den Schweizer Franken. Kurzum: Qualität steht bei uns in der Titelauswahl an erster Stelle. 

Stabile Ertragskraft ist entscheidend 

Doch wie setzen wir diesen Anspruch in die Praxis um?  

Bei Aktien setzen wir auf Unternehmen mit stabiler Ertragskraft und tiefer Verschuldung, die eine Preismacht besitzen. Unternehmen, die einen Teil der Gewinne in zukünftiges profitables Wachstum investieren können. Zurzeit lassen sich besonders viele solcher Qualitätsaktien in den USA bei den grossen Technologie- und Kommunikationsfirmen finden. Microsoft, Google, Nvidia, Meta (Facebook) halten wir im Moment alle in den Portfolios. 

Anleihen breiter verteilen 

Bei Anleihen weichen wir vom schuldengewichteten Benchmark bewusst ab. Will heissen: Wir investieren nicht automatisch mehr Geld in die grossen Schuldner, sondern verteilen unsere Anlagen breiter.  

Bei Währungen setzen wir auf den Schweizer Franken. Nicht nur, weil er unsere Heimwährung ist, sondern weil der Franken in der Vergangenheit weniger an Kaufkraft verloren und sich als deutlich stabiler als andere Währungen bewiesen hat. 

Gold als Krisenwährung 

Zusätzlich zum Schweizer Franken setzen wir in unseren Portfolios auf Gold. Denn dieses konnte sich in der Geschichte immer wieder als Krisenwährung behaupten.  

Die Qualität unserer direkten und indirekten Immobilienanlagen beurteilen wir anhand einheitlicher Kriterien. Dabei werden Standorte, Objekte und bei indirekten Anlagen auch das Management regelmässig auf die Kompatibilität mit unseren Qualitätsansprüchen geprüft. 

Schauen wir uns den US-Aktien-Volatilitätsindex (VIX) in der Grafik unten an, der gerne als Angstbarometer betrachtet wird: Wir sehen in Phasen erhöhter Volatilität (siehe rote Punkte), dass auch Qualitätsaktien verloren haben – jedoch weniger als der Gesamtmarkt. Weiter sehen wir, dass Gold in diesen Phasen unterstützend war und Währungen wie der Euro gegenüber dem Schweizer Franken stark an Wert verloren hat. Während der grossen Finanzkrise 2008 verloren Aktien rund 43 Prozent, Qualitätsaktien hingegen weniger: um 39 Prozent. Gold legte knapp 10 Prozent zu. 

Die Grafik zeigt den Volatilitätsindex VIX, der in den vier Krisensituationen grosse Finanzkrise (2008/2009), Eurokrise (2011/2012), Sorgen um China Wachsum (2015/2016) und Covidkrise (2020) stark ausgeschlagen hat.

Diversifikation wichtig 

Bei der Portfoliokonstruktion gilt es zudem, die Diversifikation nicht zu vernachlässigen. Wir setzen zwar auf den Schweizer Franken, haben in unseren Portfolios aber auch Fremdwährungsrisiken. Bei Aktien und Anleihen schliessen wir auch bestimmte Sektoren, die wir als unattraktiv erachten, nicht gänzlich aus. Die Gewichtung von Gold soll stabilisierend in einem Portfolio wirken, nicht dominierend. Wie bei vielen Dingen im Leben gilt auch hier: Es ist stets eine Frage der Dosierung.  

Unser Ziel ist es, für unsere Kundinnen und Kunden und uns, Portfolios zu konstruieren, die sich insbesondere in Krisenzeiten stabiler verhalten. Zudem sollen sie langfristig eine attraktive Rendite erwirtschaften. Darum haben wir stets auf Qualität gesetzt und werden dies auch weiterhin tun. 

Ausblick und Positionierung 

Für die nächsten drei bis sechs Monate erwarten wir unverändert, dass die globale Wirtschaftsdynamik weiter an Fahrt gewinnen wird. Die Inflationsraten dürften in diesem Umfeld global weniger stark als erwartet zurückfallen und damit weiter über dem Inflationsziel der amerikanischen und europäischen Notenbank verharren. Gründe dafür sind die anhaltende Nachfrage nach Dienstleistungen und der angespannte Arbeitsmarkt. Infolge der hartnäckigen Inflation muss die Geldpolitik länger an höheren Leitzinsen festhalten und Zinssenkungen fallen nach den bereits gesehenen Schritten bis zum Jahresende weitgehend aus. Die Stimmung der Konsumentinnen und Konsumenten dürfte wegen des stabilen Arbeitsmarktes und der aufblühenden Wirtschaft ansteigen. Die hohen Zinsen erschweren den Konsum jedoch noch. Die Unternehmensstimmung wird sich voraussichtlich verbessern und aufgeschobene Investitionspläne werden schrittweise wieder aufgenommen. 

Die Aktienkurse werden voraussichtlich seitwärts verlaufen. Die Gewinndynamik und die guten Wirtschaftsdaten bleiben weiterhin gut. Die länger hoch bleibenden Zinsen machen die Märkte jedoch anfällig auf Rückschläge. Das Kurspotenzial von Obligationen dürfte sich wegen der starken Konjunktur und fehlender Zinssenkungen weiterhin in Grenzen halten. Wegen des starken Anstiegs des Goldpreises seit Jahresbeginn, in einem für Gold schwierigen Umfeld, erachten wir Gold als überbewertet. Wir denken, dass der Kurs in den kommenden Monaten sinken dürfte. Daher halten wir an unserer leicht reduzierten Goldposition zu Gunsten von Liquidität fest. 

Zusammenfassend sehen wir die Märkte verhalten optimistisch mit gewissen Risiken. Die Chancen und Risiken halten sich die Waage. Daher bleiben wir neutral positioniert, ausser bei Gold (siehe Grafik unten). 

Die Grafik zeigt, dass Gold zugunsten der Liquidität weiterhin untergewichtet wird.

 

Obligationen

Die Grafik zeigt die in den letzten Jahren stark gestiegenen Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen der Länder Schweiz, Deutschland und USA. Wobei die Schweizer Staatsanleihen mit knapp einem Prozent deutlich tiefere Renditen aufweisen als Deutschland mit 2.5 Prozent und den USA mit knapp 4.5 Prozent.

Die Zentralbanken versuchen nach wie vor die anhaltend hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Dies, ohne dabei eine grössere konjunkturelle Abschwächung zu riskieren. Die Teuerung hält sich, mit Ausnahme der Schweiz, hartnäckig über den Zielbändern der Zentralbanken. Diese machen die Ausgestaltung ihrer Geldpolitik stark abhängig von verschiedenen wirtschaftsrelevanten Datenpunkten, die einen Aufschluss über die weitere Inflationsentwicklung geben können. Dadurch gibt es keine längerfristige verlässliche Orientierungshilfe der Zentralbanken hinsichtlich der geldpolitischen Massnahmen. Was zu Folge hat, dass die Zinsmärkte stark auf die Publikation der relevanten Wirtschaftsdaten schauen und entsprechend reagieren. Vor diesem Hintergrund bleibt das Umfeld volatil. In den vergangenen zwei Monaten haben die Marktteilnehmer ihre Erwartungen bezüglich möglicher Leitzinssenkungen laufend angepasst. Zuerst wurden erwartete Leitzinssenkungen reduziert, beziehungsweise in die Zukunft verschoben. Dies führte auch zu höheren Renditen an den Zinsmärkten. Danach kam es zu einer Neubewertung, bei welcher erneut Zinssenkungsfantasien aufflammten. Als Folge davon sanken die Renditen erneut. Auch Anfang Juni taten sie das weiter, nachdem die Wahlen fürs europäische Parlament insbesondere in Frankreich für grosse politische Unsicherheit gesorgt hatten. Die Schweizer Zinsen wurden von dieser Entwicklung mitgerissen und sanken. Mit den aufgekommenen Sorgen um die politische Stabilität in Europa weiteten sich die Kreditprämien aus. Die tieferen Zinsen vermochten die Ausweitung der Kreditprämien allerdings zu kompensieren. Und der Schweizer Anleihenmarkt erzielte seit April eine positive Performance von 0.37 Prozent. 

 

Aktien

Die Grafik zeigt die stark angestiegen Aktienmärkte im ersten Halbjahr, wobei die USA mit über 20 Prozent die beste Performance aufweisen und die Schweiz und Japan mit rund 10 Prozent die schlechteste.

Die globalen Aktienmärkte haben den Rückschlag von April (von -3.9 Prozent) im Mai bereits wieder wettgemacht mit einem Plus von 4.2 Prozent. Im Juni haben sich Aktien weiterhin gut gehalten, aber mit deutlichen regionalen Unterschieden. Der japanische Markt, lange führend, schwächt sich weiter ab und auch Europa ohne Berücksichtigung der Schweiz (Europa ex CH) erlitt einen Rücksetzer. Die starke Performance von grossen US-Technologie- und Kommunikationswerten treibt den Markt weiter an. Der Kursgewinn von Aktien global beläuft sich, seit dem Tiefstand von Ende Oktober 2023 bis Mitte Juni, auf 30 Prozent in US-Dollar und 29 Prozent in Schweizer Franken. Erfreulicherweise hat im April nun auch der Schweizer Aktienmarkt Fahrt aufgenommen. Hier beträgt die Performance seit dem Tiefstand letzten Herbst 18 Prozent.  

Die globalen Gewinnerwartungen für 2024 und 2025 wurden in den vergangenen Monaten kontinuierlich nach oben revidiert. Für 2025 wird mit einem Gewinnwachstum von 12 Prozent gerechnet – ein erfreulicher Ausblick auf Unternehmensseite. Was die Bewertung anbelangt, bleibt das Niveau vor allem in den USA hoch und der Markt als Ganzes wie auch Einzelaktien reagieren sehr empfindlich auf Enttäuschungen. Das könnte auch in der kommenden Berichtssaison wieder der Fall sein. Auf Makroebene zeigten sich die Aktienmärkte im ersten Quartal 2024 überrascht und erfreut, ob der besser als erwarteten Wirtschaftsentwicklung. Im zweiten Quartal waren die Wirtschaftsnachrichten bisher verhaltener.  

 

Nützliches Anlagewissen 

Warum Zeit ein entscheidender Faktor für Ihren Anlageerfolg ist 

Die Anlagedauer, also wie lange Sie Ihr Geld investieren möchten, ist ein entscheidender Faktor für den Anlageerfolg. Sie wird jedoch oft vernachlässigt. Auch spielt sie eine zentrale Rolle bei der Bestimmung der Anlagestrategie. 

Zehn und mehr Jahre gelten als lange Anlagedauer. Und es bleibt ausreichend Zeit, um kurzfristige Wertverluste auszugleichen. Je länger Sie anlegen, desto besser ist Ihre Renditechance.  

Dies zeigt auch die Grafik des Schweizer Aktienmarkts der letzten 98 Jahre: Je länger der Anlagehorizont, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, positive Renditen zu erzielen.  

Die Grafik zeigt seit 1926 wie viele der Zeiträume über 1 Jahr sowie 5, 10 und 15 Jahre negativ oder positive Renditen auswiesen. Seit 1926 gab es dabei 68 positive und 30 negative Einjahresperioden. Fünfjahresperioden waren 80 positiv und 14 negativ, Zehnjahresperioden 86 positiv und 3 negativ und die 15-Jahresperioden wiesen alle positive Renditen aus.

Vom Zinseszinseffekt profitieren 

Ein weiterer Vorteil eines langen Anlagehorizonts: Sie können vom Zinseszinseffekt profitieren (siehe Newsletter 01/2024). Werden die erzielten Renditen reinvestiert, kann das Vermögen im Laufe der Zeit exponentiell wachsen.  

Die Anlagedauer, auch Anlagehorizont genannt, ist eng mit Ihrer Risikofähigkeit verbunden. Haben Sie einen längeren Anlagehorizont, können Sie in der Regel auch in risikoreichere Anlageklassen wie Aktien investieren. Denn mehr Zeit hilft, etwaige Verluste auszugleichen. Auf der anderen Seite erfordert ein kurzfristiger Anlagehorizont oft eine konservativere Anlagestrategie, um das Risiko von Verlusten zu minimieren. 

Regelmässig Anlagestrategie überprüfen 

Sie sehen: Zeit ist Ihre beste Verbündete beim Investieren. Nutzen Sie diese zu Ihrem Vorteil. 

Übrigens: Verändert sich Ihre Lebenssituation, kann dies auch den Anlagehorizont und damit ihre Risikofähigkeit beeinflussen. Deshalb lohnt es sich in solchen Fällen, die Anlagestrategie zu überprüfen.  

Autor:

Philippe Bonvin
Leiter Portfolio Management, Schweizerische Mobiliar Asset Management AG

philippe.bonvin@mobiliar.ch

Porträt Philippe Bonvin