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Der Goldkurs steigt – kommt es bald zur Korrektur? (2/2024)

Mittwoch, 8. Mai 2024

Der Goldkurs hat in den letzten Wochen einen regelrechten Sprung gemacht. Das Mobiliar Asset Management investiert selbst seit Jahren in das Edelmetall und ordnet ein. 

Die rekordverdächtige Rallye der Anlageklasse Gold hat viele Marktteilnehmer überrascht. Seit Anfang Jahr stieg der Goldpreis in US-Dollar pro Unze um 11.2 Prozent (Stand Ende April) und allein seit Anfang März um 12.2 Prozent. Gold wird in US-Dollar gehandelt und weist in Schweizer Franken seit Anfang Jahr sogar eine Preissteigerung von 21.6 Prozent auf. Wie kam es zu diesem Kurssprung? Befindet sich der Goldpreis aktuell in einer Blase und steht eine Korrektur kurz bevor? 

Gold ist seit Jahren fester Bestandteil in den Portfolios der Mobiliar. Grund dafür sind drei wichtige Eigenschaften des Edelmetalls:  

  1. Diversifikation: Eine Beimischung von Gold verbessert die Rendite/Risiko-Eigenschaft von Mischportfolios, welche typischerweise aus den Anlageklassen Aktien, Obligationen und Immobilien bestehen.  
  2. Krisenschutz: Gold fungiert in Krisenzeiten zusätzlich zu Staatsanleihen als Krisenschutz. Bei einer angespannten geopolitischen Situation und wirtschaftlich unsicheren Zeiten gilt Gold als sicherer Hafen.   
  3. Inflationsschutz: Gold wirkt als Inflationsschutz und kann die Kaufkraft sichern. Eine expansive Geldpolitik erhöht die Inflationserwartungen. Dies mindert den Wert von Papierwährungen, stützt aber den Goldpreis. 

Realzinsen und Gold: eine fundamentale Beziehung 

In der Vergangenheit waren die Realzinsen der USA, beispielsweise die zweijährigen Realzinsen, ein guter Indikator für die Entwicklung des Goldpreises. Warum? Anders als bei Anlageklassen wie Obligationen und Aktien hat Gold weder einen Zins- noch einen Dividendenertrag. Es ist somit in einem Umfeld hoher Realzinsen relativ gesehen weniger attraktiv. Somit deuten sinkende Realzinsen grundsätzlich auf einen steigenden Goldpreis hin und umgekehrt (siehe Grafik Verlauf der realen Rendite in den USA über zwei Jahre).

Die Grafik zeigt, dass die zweijährigen US-Realrenditen über die letzten Jahre von -3% auf + 2% gestiegen sind. Zudem zeigt sie den starken Anstieg des Goldpreises in den letzten Wochen.

Es gibt aber auch Ausnahmen 

Die Grafik zeigt, dass die Realzinsen von Anfang 2024 bis Ende Februar leicht gefallen sind. Dies wiederum hat den Goldpreis positiv beeinflusst. Seit Anfang März sehen wir jedoch steigende Realzinsen und gleichzeitig einen massiv steigenden Goldpreis. In «normalen» Zeiten hätte dies erheblichen Gegenwind für Gold bedeutet und den Anstieg des Goldpreises begrenzt. Diese Rallye kann also nicht mit makroökonomischen Faktoren erklärt werden, sondern hat ihren Ursprung im Anstieg der Nachfrage und in der geopolitischen Lage. Wie schon in den letzten beiden Jahren ist die Nachfrage der Zentralbanken nach Gold signifikant gestiegen (siehe Grafik unten). Und es wird vermutet, dass vor allem die chinesische Zentralbank vermehrt ihre Reserven in Gold erhöht hat. Überdies hat Gold auch aufgrund der aktuellen sehr angespannten geopolitischen Situation kräftig zugelegt. 

Die Grafik zeigt die stark gestiegenen Goldkäufe der Zentralbanken in den Jahren 2022 und 2023 im Vergleich zur Historie seit 2010.

Nach einem solchen Kurssprung in kürzester Zeit, stellt sich die Frage: Wird dieser Anstieg des Goldpreises wegen der nach wie vor angespannten geopolitischen Situation und der steten Nachfrage noch weiterlaufen oder korrigieren? Wir vermuten letzteres. Wir gehen davon aus, dass Gold aktuell überbewertet ist und sich über die nächsten drei Monate abschwächen wird.  

Ausblick und Positionierung 

Für die nächsten drei bis sechs Monate erwarten wir in unserem Basisszenario, dass die globale Wirtschaftsdynamik an Fahrt aufnehmen wird. Die Inflationsraten dürften global weniger stark als erwartet zurückfallen und damit weiter über dem Inflationsziel der amerikanischen und europäischen Notenbank verharren. Gründe dafür sind die aufblühende Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen und der angespannte Arbeitsmarkt. Infolge der hartnäckigen Inflation müssen die Notenbanken mit ihrer Geldpolitik länger an höheren Leitzinsen festhalten. Zinssenkungen werden somit, wenn überhaupt, in der zweiten Jahreshälfte erwartet. Die Stimmung der Konsumentinnen und Konsumenten dürfte wegen des stabilen Arbeitsmarktes und der aufblühenden Wirtschaft ansteigen. Die hohen Zinsen erschweren den Konsum. Die Unternehmensstimmung wird sich voraussichtlich verbessern und aufgeschobene Investitionspläne werden schrittweise wieder aufgenommen.  

Die Aktienkurse werden voraussichtlich seitwärts verlaufen, trotz der hohen Zinsen und guten Wirtschaftsdaten. Das Kurspotenzial von Obligationen dürfte sich wegen der starken Konjunktur und fehlender Zinssenkungen in Grenzen halten. Aufgrund des starken Anstiegs des Goldpreises seit Jahresbeginn in einem für Gold schwierigen Umfeld gehen wir davon aus, dass der Kurs in den kommenden Monaten sinken wird. Daher haben wir uns entschlossen, unsere Goldinvestitionen leicht zu Gunsten von Liquidität zu reduzieren und Gewinne zu sichern. 

Zusammenfassend sehen wir die Märkte verhalten optimistisch mit gewissen Risiken. Die Chancen und Risiken halten sich die Waage, daher bleiben wir neutral positioniert, ausser bei Gold (siehe Grafik unten). 

Die Grafik zeigt, dass Gold zugunsten der Liquidität untergewichtet wird.

Obligationen 

Die Grafik zeigt die stark gestiegenen Renditen der 10jährigen Staatsanleihen der Länder Schweiz, Deutschland und USA. Wobei die Schweizer Staatsanleihen mit einem Prozent deutliche tiefere Renditen aufweisen als Deutschland mit 2.5% und den USA mit 4.5%

Das Anlagejahr 2023 endete euphorisch. Grund dafür war die Aussicht auf eine weniger restriktive Geldpolitik. Die Inflationszahlen fielen tiefer aus als prognostiziert und die Notenbanken weckten Hoffnungen auf erste Leitzinssenkungen. Die Zinsmärkte passten ihre Erwartungen entsprechend an, was im dritten Quartal 2023 zu deutlich tieferen Renditen führte. Diese Erwartungen wurden jedoch bereits Anfang 2024 enttäuscht. Eine hartnäckig hohe Inflation gepaart mit einer unerwartet robusten Konjunktur führten dazu, dass die Zinsmärkte die erwarteten Leitzinssenkungen im Verlauf des ersten Quartals immer weiter in die Zukunft verschoben. In der Folge stiegen die Renditen für US-amerikanische und deutsche Staatsanleihen wieder an. Aufgrund der unterschiedlichen Inflationsentwicklung kam es zu einer Entkopplung der Schweizer Zinsen. Diese waren nicht so stark von dieser Gegenbewegung betroffen und entwickelten sich im ersten Quartal seitwärts. Dennoch war die erste Leitzinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank am 21. März 2024 eine Überraschung. Sie hinterliess jedoch keinen bleibenden Eindruck bei den Schweizer Zinsen. Der Primärmarkt für Schweizer Anleihen startete bereits im Januar sehr aktiv, weshalb die Kreditprämien anfangs Jahr leicht anstiegen. Im Februar und März nahm die Emissionstätigkeit wieder ab, sodass sich die Kreditprämien leicht verringerten. Die unveränderten Zinsen und leicht tieferen Kreditprämien führten zu einer positiven Quartalsperformance des Schweizer Anleihenmarktes von 0.6 Prozent.

Aktien

Die Grafik steigt die stark angestiegen Aktienmärkte im ersten Quartal, wobei die USA und Japan mit rund 20% die beste Performance aufweisen und die Schweiz mit rund 6% die schlechteste.

Obwohl die Hoffnung auf kräftige Zinssenkungen seit Jahresbeginn immer wieder gedämpft wurde, hielt die starke weltweite Aktienperformance im ersten Quartal weiter an. In den ersten zwei Monaten des Quartals setzte sich auch der Trend des vergangenen Jahres fort: Die Mehrheit der Unternehmen aus dem Technologie- und Kommunikationssektor erreichten starke Überrenditen und überzeugten mit ihren Jahresabschlüssen. Die Steigerungsraten in Umsatz und Gewinn sind dort so hoch, dass sich die auf den ersten Blick hohen Bewertungen weiterhin rechtfertigen. Im amerikanischen Markt sind diese Titel – etwa Micrososoft, Nvidia, Google – besonders hoch gewichtet. Entsprechend erstaunt es nicht, dass der US-Markt wiederum zu den stärksten gehörte. Ebenfalls sehr stark war der japanische Aktienmarkt, der neue Höchststände erreichte. 

Anzeichen für eine Präferenzverschiebung innerhalb des Aktienmarktes wurden im März sichtbar. Diese Rotation innerhalb des Marktes geht Hand in Hand mit den leicht steigenden Zinsen am langen Ende. Diese reflektieren eher positiv überraschende Wirtschaftskennzahlen, was Aktien und Sektoren attraktiv macht, die kurzfristig am meisten von verbesserten Wirtschaftsaussichten profitieren. So waren beispielsweise Energie, Grundstoffe und Finanztitel Ende Quartal die stärksten Sektoren. 

Der Schweizer Aktienmarkt verbuchte ein erfreuliches erstes Quartal. Konkret stieg er ab Mitte Februar um 6 Prozent an. Die Verbesserung der Performance gegenüber dem Vorquartal und anderen Regionen war nicht zuletzt eine Folge der globalen Sektorrotation. Die Investoren begannen, in Alternativen zu den dominierenden grossen Technologiewerten zu investieren.

Nützliches Anlagewissen 

Diversifikation: Risiko minimieren, Chancen maximieren 

Diversifikation bedeutet das Verteilen der Investition auf verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen, um das Risiko zu streuen und potenzielle Renditen zu erhöhen. In der Welt des Investierens ist es ein Schlüsselelement, das oft unterschätzt wird. 

Ein gut diversifiziertes Portfolio reduziert die Wahrscheinlichkeit aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Wenn beispielsweise eine Branche oder ein Markt schwächelt, können die Gewinne aus anderen Bereichen dazu beitragen, die Verluste auszugleichen.  

Ein einfaches Beispiel für Diversifikation ist die Aufteilung eines Portfolios auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Immobilien und Gold. Innerhalb dieser Anlageklassen können Sie weiter diversifizieren. Etwa indem Sie die Investitionen in verschiedenen Branchen tätigen, wie Technologie oder Gesundheitswesen. Und indem sie verschiedene Regionen berücksichtigen. Als Faustregel gilt: Ein Portfolio muss mindestens 20 bis 30 Titel haben, um von der Diversifikation profitieren zu können.  

Die Vorteile der Diversifikation zeigen sich besonders in turbulenten Zeiten auf den Finanzmärkten. Während eine einzelne Anlage möglicherweise stark an Wert verliert, können andere Anlagen stabil bleiben oder sogar zulegen. Dies hilft, das Risiko zu mindern und potenzielle Verluste zu begrenzen. 

Ein gut diversifiziertes Portfolio kann auch dabei helfen, langfristig bessere Renditen zu erzielen. Indem Sie Ihr Vermögen über verschiedene Anlageklassen streuen, erhöhen Sie Ihre Chancen, von den Wachstumschancen in verschiedenen Märkten zu profitieren. 

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Autor:

Philippe Bonvin
Leiter Portfolio Management, Schweizerische Mobiliar Asset Management AG

philippe.bonvin@mobiliar.ch

Porträt Philippe Bonvin