«Zum Glück waren wir gut versichert»
Peter Flück, Verwaltungsratspräsident der Brienz Rothorn Bahn, blickt auf die schwierigste Zeit in der über 130-jährigen Geschichte der legendären Dampfbahn im Berner Oberland zurück.
Diese Geschichte ist Teil der Zeitschrift Mobirama.

Wieder wie neu: Peter Flück und Mobiliar Generalagent Guido Wittwer an der Strecke der Brienz Rothorn Bahn.
Was ist Ihnen am 12. August 2024 durch den Kopf gegangen, als einmal mehr ein schweres Unwetter über Brienz hinwegfegte?
Peter Flück: Ich hatte ein Déjà-vu. Ich war beim Jahrhundertunwetter 2005 Gemeinderatspräsident von Brienz. Es kam alles wieder hoch. Im ersten Moment ist man schockiert und machtlos. Ich fragte mich: Wie kommen wir da wieder raus und wer bezahlt das alles? Das ging mir damals mit dem Dorf so und nun mit der Bahn.
Es war das schlimmste Ereignis in der über 130-jährigen Geschichte der Brienz Rothorn Bahn. Mehr als ein Drittel des 7,6 Kilometer langen Bahntrassees mussten repariert werden. Was waren die grössten Herausforderungen?
Die Strecke ist zum Teil sehr schwer zugänglich. Wir konnten nicht alles Material auf dem schmalen Strässchen zu den Gleisen transportieren. Es waren über 1000 Helikopterflüge nötig, um zum Beispiel den Schotter an das Trassee zu bringen. Zudem mussten wir teils ohne Pläne aus der Bauzeit von 1890 und 1891 hantieren, was eine hohe Präsenzzeit aller Beteiligten erforderte. Die Ingenieure waren quasi Tag und Nacht im Einsatz.
Ein Blick auf die zerstörte Strecke
Die grösste Herausforderung bestand darin, die Strecke in ihrer ursprünglichen Qualität wiederherzustellen.
Die Rothornbahn musste ihren Betrieb statt Ende Oktober bereits Mitte August einstellen, die Saison 2025 konnte aber gerettet werden. Hätte es noch schlimmer kommen können?
Ja. Es ist gewaltig, welche Geröll- und Schlammmassen an diesem 12. August 2024 mobilisiert worden sind und welche Gräben das Unwetter ausgeschwemmt hat. Im Bahntrassee kamen Stellen zum Vorschein, die seit dem Bau vor über 130 Jahren nie mehr sichtbar waren. Dabei wurde deutlich, wie ausgeklügelt die Erbauer bereits damals vorgegangen sind. Das war höchste Ingenieurskunst.
Die Reparaturkosten betragen fünf Millionen Franken. Wie können Sie das stemmen?
Wir mussten Reserven auflösen. Bund und Kanton steuerten zusätzlich je eine Million Franken bei. Ausserdem konnten wir auf die grosse Solidarität unserer treuen Spenderinnen und Spender zählen, die uns eine weitere Million eingebracht haben. Ohne deren Unterstützung wäre es bereits in früheren Jahren unmöglich gewesen, mit zwölf Festangestellten durch den Winter zu kommen. Wir haben einen Halbjahresbetrieb und damit nur von Mai bis Oktober Zeit, die nötigen Mittel zu erwirtschaften.
Dazu kommen fehlende Einnahmen durch den Betriebsunterbruch …
Zum Glück waren wir gut versichert. Ich wusste zwar, dass wir eine Betriebsunterbruchversicherung haben, die Details hatte ich aber nicht im Kopf. Es war sehr beruhigend, als mir Guido Wittwer (Generalagent der Mobiliar Interlaken-Oberhasli, die Red.) bestätigte, dass wir ausreichend gedeckt sind. Die Mobiliar überwies eine Akontozahlung von einer Million Franken und hat damit unsere Liquidität gesichert. Ab dann konnten wir etwas zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Wie hoch der Gesamtschaden ist, wird die Schlussabrechnung zeigen.