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Sind biometrische Risiken in der beruflichen Vorsorge beeinflussbar?

Biometrische Risiken, wie Tod und Invalidität, stellen zentrale Herausforderungen für Vorsorgeeinrichtungen dar. Im Folgenden gehen wir der Frage nach, wie diese Risiken beeinflusst werden können.

Einfluss auf biometrische Risiken

Biometrische Risiken, wie Tod und Invalidität, können durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, insbesondere durch die Art des versicherten Kollektivs. Die Mobiliar, als Vorsorgeeinrichtung, bietet eine umfassende Abdeckung dieser Risiken und berücksichtigt dabei folgende Aspekte:

  • Branche und Berufe: Verschiedene Branchen weisen unterschiedliche Risikoprofile auf, die bei der Risikoeinschätzung berücksichtigt werden müssen.
  • Schadenerfahrung: Die Schadenerfahrung, die in Abhängigkeit von der Grösse des Kollektivs variiert, hat einen direkten Einfluss auf die Risikoeinschätzung.
  • Aktuelle Ereignisse: Umstrukturierungen oder Veränderungen auf Arbeitgeberseite können das Risiko erheblich beeinflussen.
  • Lohnersatzquote: Das Verhältnis zwischen den erbrachten Leistungen und dem Lohn spielt eine entscheidende Rolle bei der Risikobewertung.
  • Höhe der Löhne: Höhere Löhne können sowohl das Risiko als auch die damit verbundenen Kosten erhöhen.

Eine positive Schadenerfahrung, insbesondere im Bereich der Invalidität, deutet auf eine verbesserte Schadenerwartung hin. Langfristig haben Arbeitgeber ein starkes Interesse daran, die Schadenerfahrung zu optimieren, um die Kosten niedrig zu halten.

Einflussnahme auf biometrische Risiken

Die Verantwortung für die Prävention und den Umgang mit Mitarbeitenden, die aus gesundheitlichen Gründen abwesend sind, liegt bei der obersten Führungsebene respektive wird auf die gesamte Führung verteilt. Diese Verantwortung kann nicht delegiert werden, da das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) Chefsache ist. Massnahmen im Betriebliche Gesundheitsmanagement haben statistisch eine negative Korrelation mit den Absenzzahlen; das bedeutet, dass mit der Implementierung von einem systematischen betrieblichen Gesundheitsmanagement die Absenzzahlen sinken.

Als Versicherer biometrischer Lebensrisiken bietet die Mobiliar Dienstleistungen im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) und des Case Managements (CM) an. Das BGM-Team der Mobiliar konzentriert sich auf präventive Lösungen zur Förderung der Gesundheit der Mitarbeitenden und richtet sich an alle Unternehmen, einschliesslich Vorsorgeeinrichtungen und angeschlossenen Arbeitgebern. Nebst einer umfassenden Analyse zur Ist-Situation in einem Unternehmen, entwickelt das BGM-Team Massnahmen zur Optimierung von gesundheitsfördernden Massnahmen am Arbeitsplatz und begleitet deren Implementierung und Umsetzung. Darüber hinaus stellt die Mobiliar ein Team von Case Manager*innen zur Verfügung, das in angezeigten Fällen eine persönliche Begleitung von erkrankten oder verunfallten Mitarbeitenden anbietet. Ihre Aufgabe ist es, den Genesungsprozess zu überwachen und die Mitarbeitenden in der Arbeitsreintegration zu begleiten.

Kostentreiber Gesundheitsrisiko

Wenn ein Kollektiv plötzlich Risiken versichert, die die Risikostruktur in der Vorsorgeeinrichtung negativ beeinflussen, steigen die Kosten für die versicherten Risiken. Dieser Effekt ist umso geringer, je grösser und homogener (d.h. gleichartige Art und Höhe der versicherten Leistungen) das Versichertenkollektiv ist. In solchen Fällen hat eine versicherte Person mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko – einer „Auffälligkeit“ – versicherungstechnisch weniger Gewicht. Gesundheitsprüfungen können hier Abhilfe schaffen, jedoch sind die gesetzlichen Möglichkeiten zur Risikobegrenzung eingeschränkt (Art. 14 FZG). Zudem kann die Rekrutierung von qualifiziertem Personal erschwert werden.

Einige Vorsorgeeinrichtungen wenden für die Gesundheitsprüfung vergleichsweise strenge Massstäbe an, während andere nur bei sehr hohen versicherten Leistungen eine Gesundheitsprüfung durchführen. Auch die Handhabung von Gesundheitsvorbehalten variiert auf dem Markt. Die Mobiliar verfolgt einen Mittelweg: Wir reduzieren die Anzahl der Gesundheitsprüfungen und konzentrieren uns auf grössere Risiken. Zudem wird in bestimmten Fällen das Leistungsniveau berücksichtigt, das vor dem Eintritt in die Vorsorgeeinrichtung bestand.

Falsche Anreize vermeiden

Darüber hinaus kann die Höhe der versicherten Leistungen das Risiko negativ beeinflussen. Wenn hohe oder sehr hohe Invalidenleistungen im Verhältnis zum entgangenen Einkommen versichert werden, kann dies einen Anreiz schaffen, diese Leistungen in Anspruch zu nehmen. Dies erschwert die Massnahmen zur Reintegration in den Arbeitsmarkt. Besonders in wirtschaftlichen Krisenzeiten beobachten wir dies, insbesondere bei hohen Löhnen. Eine Überversicherungsgrenze zusammen mit anderen anrechenbaren Leistungen von 90 % des mutmasslich entgangenen Verdienstes bietet nur begrenzten Schutz, da der Nettoverdienst in der Regel weit unter 90 % des Bruttoverdienstes liegt.

Wichtige Punkte zum Mitnehmen

Im Umgang mit biometrischen Risiken in der beruflichen Vorsorge sind folgende Aspekte von Bedeutung:

  • Das betriebliche Gesundheitsmanagement ist Chefsache.
  • Bei Eintritt der Vorsorgeeinrichtung oder Leistungserhöhung sollte eine individuelle Risikoprüfung durchgeführt werden.
  • Vermeidung von zu hohen Leistungen versichern, um Überversicherungen zu verhindern.

Autorinnen

Andrea Aldous Leiterin Case Management & BGM

Andrea Aldous

Leiterin Case Management & BGM
Profilbild Clianna Testuz

Clianna Testuz

Leiterin Entwicklung & Steuerung Leistungsdienst Vorsorge
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