Wie ein Fels in der Brandung
Was zeichnet Menschen aus, die Krisen und belastende Situationen besonders gut meistern? Das Zauberwort heisst Resilienz. Diese Fähigkeit lässt sich gezielt trainieren. Wir sagen Ihnen, wie das geht.
Resilienz – Fachbegriff für psychische Widerstandsfähigkeit – ist zwar kein Wundermittel, das einen vor persönlichen oder beruflichen Krisen schützt oder hohe Belastung ganz verhindert. Aber resiliente Menschen gehen besser damit um, bleiben positiv und handlungsfähig. Krisen und Rückschläge können sie sogar für ihre Weiterentwicklung nutzen.
Eine Kombination von Stärken
«Resilienz besteht aus verschiedenen Faktoren, die zusammenspielen», erklärt Bianca Buser, Fachspezialistin für Betriebliches Gesundheitsmanagement bei der Mobiliar Tochter XpertCenter. Sie nennt die wichtigsten: Optimismus, Selbstwirksamkeit, Akzeptanz, Lösungsorientierung, soziale Unterstützung, Zukunftsorientierung und kognitive Flexibilität, also die Fähigkeit, eine andere Perspektive einzunehmen, Abstand zu nehmen oder aus der Situation zu lernen.
Stress verursacht hohe Kosten
Diese Resilienz-Faktoren schützen auch vor den negativen Auswirkungen von Stress, von dem gemäss Job-Stress-Index 2018 der Gesundheitsförderung Schweiz rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung im Arbeitsumfeld betroffen ist. Chronischer Stress schadet den Betroffenen physisch und psychisch: Er macht krank und nimmt die Freude an der Arbeit. Auch die Wirtschaft trifft er empfindlich. Schweizer Unternehmen erleiden dadurch jedes Jahr mehr als 6,5 Milliarden Franken Produktivitätsverlust.
Die Belastung nimmt zu
Aus den Gesprächen mit Mitarbeitenden kennt Bianca Buser typische Situationen, die stark belasten:
- Steigender Druck: Im Beruf wie im Privaten will immer mehr in immer weniger Zeit erledigt sein. Die Ansprüche sind hoch – von aussen, aber auch die eigenen Ansprüche an sich selbst. Das führt zu Zeitdruck und Multitasking. Schon morgens beim Aufstehen ist der Kopf voll mit all den Aufgaben, die während des Tages anstehen.
- Unberechenbarkeit: Viele Menschen haben Mühe damit, dass gewisse Tätigkeiten oder Aufgaben nicht mehr verlässlich geplant werden können. Unsere Zeit ist geprägt von Unsicherheit und stetigem Wandel; man weiss heute nicht, was morgen kommt. Die Coronakrise hat diesen Trend weiter verstärkt.
Rezepte für mehr Resilienz
Unternehmen können ihre Mitarbeitenden unterstützen und stärken, damit sie solchen Situationen und Emotionen besser gewachsen sind. Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements berät Bianca Buser Unternehmen zum Thema Resilienzförderung und begleitet sie unter anderem mit Referaten und Workshops zur mentalen Gesundheit. Sie sagt: «Resilienz ist lernbar. Man kann sie trainieren wie einen Muskel – je öfter man übt, desto besser.» Sie verrät auch gleich, wie das geht. Ihre Tipps und eine Auswahl von Übungen für mehr Resilienz haben wir hier für Sie zusammengefasst:
7 Tipps für mehr Resilienz:
- Steuern Sie Ihre Emotionen. Sich ärgern ist menschlich. Versuchen Sie aber, dem Gefühl auf den Grund zu gehen. Wie können Sie den Ärger schneller überwinden?
- Kontrollieren Sie Ihre Impulse. Versuchen Sie Ihre Impulse zu steuern, nicht nur in Stresssituationen, sondern auch im Alltag. Planen Sie zum Beispiel unangenehme Arbeiten am frühen Morgen ein. Erledigen Sie diese zielorientiert und konzentriert – ohne sich ablenken zu lassen. So haben Sie bereits am Mittag ein Erfolgserlebnis und sind die belastenden Gedanken los.
- Seien Sie empathisch. Versuchen Sie, die Gedanken und Gefühle Ihres Gegenübers zu verstehen. So können Sie das Handeln dieser Person besser nachvollziehen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Empathie beugt Eskalationen vor.
- Akzeptieren Sie Unveränderbares. Schwierige Situationen gehören zum Leben. Manches kann man nicht verändern. Das zu akzeptieren und loszulassen, führt zu mehr Gelassenheit und erlaubt Ihnen, Ihre Energie für Dinge einzusetzen, die tatsächlich veränderbar sind.
- Glauben Sie an sich. Sie fühlen sich als Opfer? Nehmen Sie Ihr Leben wieder in die Hand. Glauben Sie an sich und Ihre Stärken. So verändern Sie sich selbst und Ihr Umfeld positiv.
- Denken Sie optimistisch. Fokussieren Sie auf das Positive in Ihrem Leben – ohne Situationen schönzureden oder zu verharmlosen.
- Verfolgen Sie Ziele. Definieren Sie klare und für Sie sinnvolle Ziele und verfolgen Sie sie Schritt für Schritt. Das Erreichen kleinerer Zwischenziele auf dem Weg zum grossen Ziel gibt Ihnen Halt und Motivation. Rückschläge gehören dazu. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen.
