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Homeoffice: Verpufft der «Corona-Effekt»?

Seit Pandemiebeginn gibt es mehr und besser ausgerüstete Mitarbeitende, die von daheim arbeiten und neue Tools nutzen. Aber es gibt auch Herausforderungen. Studienleiter Marc K. Peter ordnet die Resultate der Studie «Homeoffice und Cybersicherheit in Schweizer KMU» ein.

Die Pandemie hat den Alltag verändert. Schnell und unerwartet mussten sich Unternehmen auf die neue Situation einstellen – und sie taten es mit Erfolg. Wo Homeoffice früher unüblich war, wurden innerhalb kurzer Zeit technische und organisatorische Massnahmen dafür umgesetzt. In der Schweiz ist das Potenzial für Homeoffice gross: Zwei Drittel der KMU haben die Möglichkeit für Homeoffice. Bei rund der Hälfte von ihnen ist das für einen Teil der Mitarbeitenden möglich, bei 14% sogar für alle.

Anzahl Mitarbeitende, die potenziell im Homeoffice arbeiten könnten
 

Anzahl Mitarbeitende, die für das Homeoffice ausgerüstet sind
 

Es wird technisch weiter aufgerüstet

Heute sind 29% der Mitarbeitenden in KMU vollständig und 39% teilweise fürs Arbeiten im Homeoffice ausgestattet. Dabei wird die Ausrüstung immer besser: Gegenüber den 20% vollständig Ausgerüsteten im 2020 sind es 2021 bereits 29%. Warum? Studienleiter Marc K. Peter, Leiter Kompetenzzentrum Digitale Transformation der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, sagt: «Unternehmen investieren einerseits proaktiv ins Homeoffice und nutzen dessen Vorteile auch zur Stärkung ihrer Attraktivität als Arbeitgeber. Anderseits sind es die Mitarbeitenden, die Homeoffice wünschen. Das führt zu einer Erneuerung der IT-Infrastruktur.»

Über die Hälfte mehr im Homeoffice als vor der Pandemie

Wo Homeoffice möglich ist, arbeiteten vor der Pandemie 10% der Mitarbeitenden von zuhause aus. Im ersten Lockdown stieg deren Anteil auf 38% und sank danach auf 16%. Mit der Homeoffice-Pflicht 2021 stieg der Wert erneut auf 36% an. Über alle Branchen hinweg liegt der Wert seither bei 20% der Mitarbeitenden im Homeoffice – eine Verdoppelung im Vergleich mit vorpandemischen Verhältnissen.

Veränderung der Homeoffice-Gewohnheiten während des Corona-Lockdowns
 

Einschätzung der Veränderung der Homeoffice-Arbeitsplätze
 

Wohin geht die Entwicklung?

Verpufft jetzt der «Corona-Effekt» und das Homeoffice verliert wieder an Bedeutung? «Homeoffice war in vielen Schweizer Unternehmen und im Ausland bzw. bei global tätigen Konzernen bereits vor Corona etabliert», erklärt Marc K. Peter. «Corona hat viele weitere Unternehmen zum Praxistest gezwungen. Sie mussten Konzepte entwickeln, in Infrastrukturen investieren und ihre Führungs- und Zusammenarbeitsmethoden anpassen.» Mit grossem Aufwand. Marc K. Peter: «Viele Unternehmen scheuen die Investitionen und greifen deshalb auf das Altbekannte zurück – die Mitarbeitenden im Büro.» Die Studie zeige denn auch, dass viele KMU-Geschäftsleitende eher von einem Rückgang des Homeoffice-Anteils ausgehen. «Aber ich erwarte, dass Homeoffice über alle Unternehmensgrössen und Branchen hinweg langfristig noch wichtiger wird», sagt er.

Cybersicherheitsmassnahmen aufgrund der Homeoffice-Pflicht
 

Mehr digitale Kommunikationstools

Welche Veränderungen gab es bei den eingesetzten Kommunikationstools? Die wichtigsten zwei sind weiterhin Telefon und E-Mail. Seit 2020 stark gestiegen ist der Einsatz von Online-Konferenztools (2020: 46%, 2021: 64%) sowie von Online-Beratungen/-Schulungen (2020: 20%, 2021: 39%). Das hat Konsequenzen für die Sicherheit: «Die Hälfte der KMU nutzt nun auch Messenger-Dienste wie WhatsApp und Online-Konferenzplattformen wie Teams und Zoom. Die Mitarbeitenden müssen für den optimalen und sicheren Umgang mit diesen Diensten geschult werden», sagt Marc K. Peter. Die Themen Daten- und Cybersicherheit seien proaktiv zu diskutieren und entsprechende Cybersicherheitsmassnahmen umzusetzen.

Verwendung von Kommunikationstools
 

Viele Herausforderungen identifiziert

Knapp ein Fünftel der befragten KMU sieht die Herausforderungen von Homeoffice bei sozialen Faktoren wie Teamzusammenhalt, Stimmung oder Vereinsamung, technischen Faktoren wie Daten- und Telefonzugriff und organisatorischen Faktoren wie dem Arbeitsplatz. Einige KMU nannten auch führungs- und sicherheitstechnische Herausforderungen als Hindernisse.

Die sieben grössten Herausforderungen bei der Umsetzung des Homeoffice
 

Vorteile und Potenziale des Homeoffice nutzen

Was sind die Erfolgsfaktoren fürs Homeoffice? Marc K. Peter: «Unternehmen sollten in drei Dimensionen investieren: in die Dimension Mensch, also Führung und Kultur, die Dimension Arbeitsumfeld – das umfasst neue Arbeitsmethoden im Homeoffice wie auch im Büro im Unternehmen – und in die Dimension Technologie für eine effiziente und sichere Zusammenarbeit.» Wichtigster Punkt sei es, die Mitarbeitenden in den Planungsprozess einzubinden und ihre Bedürfnisse und Ideen früh zu erfragen, sagt er. «Das darauf aufbauende Arbeitsweltkonzept soll die Ziele und Anforderungen des Unternehmens und die Bedürfnisse der Mitarbeitenden erfüllen.»

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Marc K. Peter, Leiter Kompetenzzentrum Digitale Transformation FHNW Hochschule für Wirtschaft, Olten (www.kmu-arbeitswelt.ch)