die Mobiliar

Tipps für den erfolgreichen Hochwasserschutz

Mittwoch, 11. November 2015

Was macht Hochwasserschutzprojekte erfolgreich? Dieser Frage geht eine neue Studie des Mobiliar Labs für Naturrisiken an der Universität Bern nach. Ihr Befund: Unter anderem müssen alle betroffenen Akteure möglichst früh miteinbezogen werden. Und: Bei der Bevölkerung steigt die Akzeptanz von Projekten, wenn auch Naherholungsgebiete geschaffen werden.

Grosse Überschwemmungen bringen vieles in Bewegung. Nach der Hochwasserkatastrophe vom August 2005 zum Beispiel, die Schäden in der Höhe von rund 3 Milliarden Franken anrichtete, rüsteten zahlreiche betroffene Gemeinden beim Hochwasserschutz auf. In vielen Teilen der Schweiz wurden Projekte für neue Schutzbauten an die Hand genommen: 85 davon hat die Mobiliar finanziell unterstützt und dafür insgesamt 30 Millionen Franken aus dem Überschussfonds der Genossenschaft bereitgestellt.

Das Mobiliar Lab für Naturrisiken hat untersucht, was es für erfolgreichen Hochwasserschutz genau braucht. An Hand von 71 der geförderten Schutzprojekte wurde erstmals systematisch die mittel- bis langfristige Wirkung von Hochwasserschutzprojekten evaluiert. «Wir haben technische Berichte ausgewertet, eine Onlineumfrage durchgeführt und Gespräche mit den Projektverantwortlichen in den Gemeinden geführt», erklärt der Studienverantwortliche, Luzius Thomi. «Anschliessend wurden die Ergebnisse mit Hochwasserschutzexperten aus der ganzen Schweiz diskutiert.» Dieses breit abgestützte Vorgehen soll sicherstellen, dass die Untersuchung auch über die unterstützen Projekte hinaus aussagekräftig ist.

Breite Palette von Erfolgsfaktoren

Die Analyse der Erfolgsfaktoren ergibt ein differenziertes Bild. Denn geglückt sind Hochwasserschutzprojekte nicht einfach dann, wenn sie Wohnhäuser und Infrastrukturbauten vor über die Ufer tretenden Gewässern schützen. Die Projekte müssen auch möglichst alle Interessen der betroffenen Bevölkerungsgruppen einbeziehen. Sie sollen also nicht nur auf Hausbesitzer in den Gefahrenzonen Rücksicht nehmen, sondern auch auf Bauern, die Land für Schutzbauten abtreten müssen, oder auf Einsatzkräfte wie Feuerwehr und Zivilschutz. Und die Akzeptanz steigt, wenn auch die nicht direkt betroffene Bevölkerung oder Umweltschutzorganisationen einen Nutzen in den Schutzmassnahmen sehen.

Breite Akzeptanz, so die Studie, erzielen Projekte vor allem dann, wenn folgende Punkte berücksichtigt werden: Alle Akteure – darunter auch die Fachspezialisten – müssen möglichst früh in die Planung einbezogen werden. Um einen langfristigen Schutz vor Hochwasser zu gewährleisten, müssen bauliche Massnahmen mit organisatorischen (Notfallplanung, Alarmierung) und raumplanerischen Massnahmen (Nutzung der Gefahr anpassen) ergänzt werden. Wichtig ist die Koordination der geplanten Massnahmen über die Gemeindegrenzen hinweg, idealerweise als Teil einer regionalen Planung. Positiv auf ein Schutzvorhaben wirkt sich zudem aus, wenn damit ein zusätzlicher Nutzen verbunden ist. Die Renaturierung eines Flussabschnittes etwa. Sie ist nicht nur für die Umwelt ein Gewinn, sondern schafft auch Naherholungsraum. Ausschlaggebend für den Erfolg sind aber auch eine offene Kommunikation und der Erfahrungsaustausch mit Gemeinden, die bereits ähnliche Projekte realisiert haben.

Unterstützung für Gemeinden

Die Mobiliar wird die Erkenntnisse aus der Studie für Gemeinden aufbereiten: In einem interaktiven Test erfahren sie, wie gut sie für ein Hochwasserschutzprojekt aufgestellt sind. Ausserdem finden die Gemeinden auf einer eigens geschaffenen Webseite Hintergrundinformationen zu den Erfolgsfaktoren im Hochwasserschutz.

Einladung zu Podiumsdiskussion

Am 12. November 2015 findet unter dem Titel «Was macht Hochwasserschutzprojekte erfolgreich?» eine öffentliche Veranstaltung an der Universität Bern statt (17 - 19 Uhr, Geographischen Institut, Hallerstrasse 12, Bern). Dabei stellen Gemeindevertreter ihre Projekte vor, und an einem Podiumsgespräch diskutieren Vertreter aus Wissenschaft und Praxis die Anforderungen an einen guten Hochwasserschutz. 

Hier geht’s zur Studie